Joseph Carlebach Institut
Startseite
ICS Site Building
Suche  Erweiterte Suche
Startseite   Judentum Glossar (alphabetisch geordnet)
Judentum

Glossar (alphabetisch geordnet)


a b c d e f g h i j k l m

n o p q r s t u v w x y z

Palästina
Von den Römern eingeführte Bezeichnung für das Land Israel, die implizit - da nach dem damals zwar bereits ausgestorbenen, im Altertum jedoch die Küste Israels bewohnenden nichtjüdischen Stamm der Philister benannt - den jüdischen Anspruch aufs Land Israel in Frage stellt. Der Name P. für das Land Israel wurde in der Folge sowohl von den Christen als auch von den Moslems (Filastin) übernommen. Zur Zeit des britischen Mandats (1917-1948) war "Palestine" die offizielle Bezeichnung für das Land Israel, die bedenkenlos auch von den *Zionisten benutzt wurde. Erst seit Gründung des Staates Israel (1948) und infolge des arabisch-israelischen Konflikts gewann der Name P. die ihm von den Römern in judenfeindlicher Absicht in die Wiege gelegte Bedeutung wieder, in der ein Protest gegen den jüdischen Anspruch aufs Land Israel mitklingt.

Paraschat haSchawua
(Wochenabschnitt)
Um die *Toralesung in einem Ein-Jahres-Zyklus vornehmen zu können, wurden die fünf Bücher Moses in 54 Wochenabschnitte eingeteilt (da das jüdische Jahr manchmal dreizehn Monate und daher mehr als 52 Wochen enthält, siehe *hebräischer Kalender). Allwöchentlich, jeweils am *Schabbat, wird ein Wochenabschnitt gelesen. In Jahren, die keine *Schaltjahre sind, werden an manchen Schabbaten zwei Wochenabschnitte zusammengelegt, um den Jahreszyklus zu wahren.

Pessachfest
Siebentägiges (in der Diaspora achttägiges) im Frühlingsmonat Nissan gefeiertes Fest, das an den Auszug aus Ägypten erinnert. Das erste der drei *Wallfahrtsfeste. Der Höhepunkt des P.es ist der gleich am ersten (in der Diaspora an den ersten zwei) Pessachfeiertag(en) stattfindende Seder-Abend. "Seder" heißt wörtlich Ordnung, denn die an diesem Abend stattfindende Festmahlzeit findet nach einer genau festgelegten Ordnung statt. Sie steht ganz im Dienst des zentralen Gebots dieses Abends, der *Haggada (Erzählung vom Auszug aus Ägypten). Die Seder-Mahlzeit und die Haggada sind miteinander verwoben, und verschiedene symbolische Speisen bieten den Anlaß, unterschiedliche in der Haggada angesprochene Aspekte des Auszugs aus Ägypten zu erörtern: So erinnert z.B. das Maror (Bitterkraut) an die Bitternis der Ägyptischen Sklaverei, während die vier Becher Wein die vier Stufen der Erlösung aus Ägypten symbolisieren. Wie der erste, so ist auch der letzte Tag des P.es ein Feiertag. Er erinnert an die Teilung des Schilfmeeres (Rotes Meer) und an die Rettung des jüdischen Volkes vor der Streitmacht des Pharao. Die dazwischenliegenden Tage gelten als "Halbfeiertage" (hebr. "Chol haMoed"). Die *Werktätigkeit ist an ihnen zwar nicht verboten, man soll jedoch nur das Nötigste tun und sie ansonsten festlich begehen. Während des gesamten P.es gilt ein strenges Verbot, "Chamez" zu essen. Als "Chamez" (wörtl. "Gesäuertes") gilt jegliche Mehlspeise und jedes Backwerk, deren Teig "aufgegangen", d.h. gegoren ist. Statt Brot werden an Pessach daher sog. *Mazzot (jiddisch "Mazzes", ungesäuerte Brote) gegessen, zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten, der so schnell verlief, daß der Teig nicht aufgehen konnte: "Und sie buken den Teig … zu Mazzot, denn er war nicht gegoren; weil sie aus Ägypten fortgetrieben wurden und sich nicht aufhalten konnten …" (Ex. 12,39).

Pessachopfer
"Am vierzehnten Tage dieses Monats (*Nissan) gegen Abend sollt ihr es (das Pessachopfer) darbringen" (Num. 9,3), "und ihr sollt es einhalten als Satzung für dich und deine Söhne auf ewig" (Ex. 12,24). Als der *Tempel noch stand, wurde am Vorabend des Pessachfestes ein Lamm als Pessachopfer dargebracht. Dessen "Opfercharakter" bestand u.a. darin, dass die anschließend in jedem jüdischen Haus stattfindende Opfermahlzeit mit bestimmten Vorschriften verbunden war. Erst durch sie gewann ein ursprünglich rein physisches Bedürfnis (Essen) einen zusätzlichen geistigen Wert.
Dieses an Pessach dargebrachte Lamm, welches den Ägyptern als Gottheit diente, sollte allen nachfolgenden Generationen das ursprüngliche Pessachopfer vergegenwärtigen, das die Juden kurz vor ihrem Auszug aus Ägypten dargebracht haben. Damit stellten sie nicht nur ihre Freiheit von jeglicher Menschenknechtschaft unter Beweis, sondern auch ihre Reife und Bereitschaft für die ihnen von Gott zugedachte Freiheit: Die Freiheit der Gottesknechtschaft.
Dem Pessachopfer verdankt das Pessachfest auch seinen Namen. "Was hat 'Pessach' zu bedeuten?", fragt die *Haggada
 im Hinblick auf dieses Opfer und antwortet: "dass Gott über die Häuser unserer Väter in Ägypten hinwegschritt (Hebr. 'passach') ... als er die Ägypter schlug" (vgl. Mischna Pessachim 10,5 und Ex. 12,27).
Dieses Gebot kann heute nicht erfüllt werden, denn seit der Zerstörung des Tempels können keine Opfer mehr dargebracht werden. Ein gebratener Knochen auf der *Seder-Schüssel
 erinnert an das Pessachopfer.

Pharisäer
(hebr. "Peruschim", wörtl. etwa: "Die Abgesonderten")
Die jüdischen Weisen der vor- und frühtalmudischen Zeit. Bewahrer und Überlieferer der von den *Sadduzäern bekämpften *mündlichen Lehre. Die Pharisäer zeichneten sich durch große Volksverbundenheit aus, und ihr durch keine rechtlich-politische Grundlage abgesicherter geistiger Führungsanspruch war im Volk fest verankert. Auf Grund des fast ausschließlich abwertenden Gebrauchs der Bezeichnung "P." im NT wurden die jüdischen Weisen im christlichen Sprachgebrauch fälschlicherweise zu geistlosen Nachbetern des "toten Gesetzesbuchstabens" und zu Heuchlern gestempelt.

Portugiesische Gemeinde
Eine im 17. Jh. gegründete sefardische jüdische Gemeinde in Hamburg mit einem späteren Ableger in Altona. Die Altonaer P.G. löste sich Ende des 18. Jh. auf. Die P.G. bestand aus ehemaligen portugiesischen Juden.

Priester
(hebr. "Kohen", Pl. "Kohanim")
Männlicher Angehöriger des ausschließlich familiär erblichen Priestergeschlechts. Nachkomme *Aharons aus dem Stamm der *Leviten. Die priesterlichen Funktionen im Jerusalemer *Tempel - insbesondere der dort veranstaltete Opferdienst - konnten nur von Kohanim wahrgenommen werden.

Prophetenlesung
s. *Haftara

Prosbul
(griech. etwa "Hinbringen")
Ein von *Hillel dem Alten eingeführter, beim Gericht zu deponierender (also "hinzubringender”) formeller Verwahrungsschein, der in der Praxis eine Aussetzung des biblischen Schuldenerlasses im *Brachjahr ermöglichte, gleichzeitig aber den ihm zugrundeliegenden Geist rettete. Die Benutzung des P. erwies sich als notwendig, als die Aufnahme von Schulden nicht mehr die Ausnahme war, sondern als Kreditaufnahme durchaus üblich wurde. Der P. bot eine Handhabe, die schuldenerlassende Funktion des Brachjahres - da sie sich nicht auf vom Gericht verwahrte Gelder erstreckt - auf juristischem Wege auszuschalten (Talmud Gittin 36a).

Proselyt
(griech. etwa "Hinzukömmling", hebr. "Ger" bzw. "Ger Zedek")
Zum Judentum übergetretener Nichtjude. Mit seinem Übertritt wird der P. ein mit gleichen Rechten und Pflichten ausgestattetes vollgültiges Mitglied des jüdischen Volkes.

Fäkultat für Jüdische Studien הפקולטה למדעי היהדות Bar Ilan Universität, Ramat Gan, Israel אוניברסיטת בר אילן