Chassidismus
(von Hebr. „Chassid", der Fromme)
Eine von Baal Schem Tow (wörtl. „Meister des guten Namens"; Israel Ben Eli'eser, Ukraine 1698-1760) in der ersten Hälfte des 18. Jh. in der Ukraine ins Leben gerufene volkstümlich religiöse Erneuerungsbewegung, die der einfachen und hingebungsvollen Volksfrömmigkeit größere religiöse Kraft zuschrieb als der nur einer geistigen Elite vorbehaltenen Gelehrsamkeit. In seinen Ursprüngen zeichnete sich der Ch. durch eine nahezu ekstatisch erlebte Sehnsucht nach bzw. Nähe zum Göttlichen aus. Der Ch. verstand es meisterhaft, *kabbalistische Inhalte zu popularisieren und so zum Volksgut werden zu lassen. Chassidische Gesänge und Melodien gelten bis heute als Ausdruck der besonderen jüdisch-chassidischen Frömmigkeit. Der Ch. weitete sich bereits kurz nach seinem Entstehen über ganz Osteuropa aus und wurde von zahlreichen Toragelehrten (den sog. „Mitnagdim", wörtl. „Gegner") bekämpft. Die Ausbreitung des Ch. konnte deren Widerstand jedoch nicht verhindern, und der Ch. beherrscht bis heute große Teile des *aschkenasischen Judentums. In demselben Maße, in dem der Ch. im Verlaufe der weiteren Entwicklung, bei Beibehaltung des volkstümlichen Elements, zur Toragelehrsamkeit zurückfand, ließ die Befehdung durch seine Gegner nach. Heute bildet er einen integralen Bestandteil des jüdisch-religiösen Lebens. Es gibt zahlreiche Schattierungen des Ch. mit einer Vielzahl chassidischer Dynastien. Diese haben ihre Entstehung der zentralen Rolle des Rebbe zu verdanken. Der Rebbe ist ein chassidischer *Rabbiner, der nicht immer durch die Kraft seiner Gelehrsamkeit, sondern vielmehr durch die seines geistig-spirituellen Charismas eine Anhängerschaft um sich schart, die ihm und seinen meist familiär bestimmten Nachfolgern dann oft über Generationen hinweg treu bleibt. Es gibt bis heute nur wenige chassidische Dynastien, die auch ohne die Zentralautorität eines Rebbe weiterbestehen konnten. |