Joseph Carlebach Institut
Startseite
ICS Site Building
Suche  Erweiterte Suche
Startseite   Judentum Glossar (alphabetisch geordnet)
Judentum

Glossar (alphabetisch geordnet)


a b c d e f g h i j k l m

n o p q r s t u v w x y z

Adon Olam
"Herr der Welt"- Hymne. Teil des täglichen Morgengebetes. Wird besonders an *Schabbat und Feiertagen durch Gesang hervorgehoben.

Agada
(Wörtl. etwa "Erzählung"; Pl. Agadot)
Erzählungen, die zum großen Teil die biblischen Berichte um in der Bibel selbst nicht enthaltene Ereignisse und Begebenheiten erweitern. So gibt es beispielsweise zahlreiche Agadot um die Erzväter und Erzmütter, durch die deren Persönlichkeiten schärfere Konturen gewinnen. Es gibt besondere Sammlungen von Agadot, den sog. agadischen *Midrasch, deren Redaktion verschiedenen jüdischen Weisen des Altertums zugeschrieben wird. Daneben befinden sich zahlreiche Agadot auch im *Talmud. Der Begriff A. ist sehr weit, und er bezieht im Grunde sämtliches erzählerisches (nichtgesetzliches) Material der jüdischen *mündlichen Lehre ein.

Agudat Jisrael (Agudas Jisroel)
(Wörtl. "Vereinigung Israels")
Im Jahre 1912 auf einem Gründungskongress in Kattowitz ins Leben gerufene Weltorganisation der gesetzestreuen Judenheit. Die AJ verstand sich als organisatorische Antwort auf den sekulären *Zionismus, dessen Anspruch, das jüdische Volk zu vertreten, sie entgegentrat, sowie zunehmend auch als Alternative zur zehn Jahre zuvor gegründeten *Misrachi-Bewegung, die sich als religiöse Fraktion am zionistischen Aufbauwerk beteiligte. Die AJ strebte und strebt "die organisatorische Zusammenfassung der gesetzestreuen Judenheit" der ganzen Welt an sowie die "Lösung der jeweiligen jüdischen Gesamtheitsaufgaben des durch die *Tora konstituierten jüdischen Volkes im Geiste der Tora" (Satzung). Nach der Gründung des Staates Israel, formierte sich die AJ dort auch als religiöse Partei mit Sitzen in der Knesset (Israelisches Parlament) und zeitweiliger Regierungsbeteiligung.

Aharon
(auch Aaron) Bruder Moses’ und erster jüdischer *Hohepriester. Volksführer.

Akiwa (Rabbi Akiwa)
(Geburtsjahr unbekannt, gest. in hohem Alter etwa im Jahre 136 n.)
Einer der bekanntesten *Tannaiten. Rabbi A. war einer der Ersten, der die *mündlichen Lehre zu systematisieren suchte und vereinzelt auch schon niederschrieb. Die später von Rabbi Jehuda Hanassi redigierte *Mischna beruht zum Teil auf Rabbi A.s Vorarbeiten, die dann von seinem Schüler, Rabbi Meir, weitergeführt wurden. Nach jüdischer Überlieferung stammte Rabbi A. von *Proselyten ab. Bis zu seinem 40. Lebensjahr soll er vollkommen ungebildet und selbst des Lesens unkundig gewesen sein. Seine Wendung zum Toragelehrten vollzog sich nach der Heirat mit Rachel, der Tochter eines reichen Mannes aus Jerusalem. Diese erkannte Akiwas Potential und verband die von ihrer Familie abgelehnte Heirat mit der Auflage, daß sich ihr Gatte fortan dem Torastudium widmen solle. Im Laufe von weniger als zwei Jahrzehnten wurde Rabbi A. zum angesehnsten Gelehrten seiner Zeit. Seine Popularität im Volk war außerordentlich groß, seine Schülerschaft ging nach der Überlieferung in die Zehntausende. Rabbi A. war Zeuge der Zerstörung des 2. *Tempels durch Titus und unterstützte im greisen Alter den *Bar Kochba-Aufstand und dessen Anführer Bar Kochba, den er für den *Messias hielt. Nach Scheitern des Aufstandes im Jahre 135 starb er den Märtyrertod von Hand der Römer, als er sich weigerte, seine öffentlichen Toravorträge einzustellen (Talmud Berachot 61b).

Alef-Bet
A1lef-Bet ist der Name für das hebräische Alphabet, nach seinen ersten beiden Buchstaben Alef und Bet benannt. Das A., von rechts nach links geschrieben, ist eine der ältesten alphabetischen Schriften überhaupt, und sein Ursprung wird dem Einfluß der Phönizier zugeschrieben. .
Das A. ist eine sogenannte Skelettschrift, denn es enthält keine Vokale, sondern nur 22 Konsonanten, von denen einige (4) allerdings auch als Hilfsvokale dienen können. Erst in nachtalmudischer Zeit, etwa um 800 n., wurde ein Punktierungssystem eingeführt, mit dem eine Vokalisierung der Konsonanten ermöglicht wurde. Somit konnten Unklarheiten vermieden werden, die sich aus der Möglichkeit verschiedener Lesarten von Wortbildungen mit den gleichen Konsonanten ergeben.
Durch eine abweichend überlieferte Lesart des A.s scheidet sich die sogenannte *aschkenasische
(hauptsächlich in Europa verbreitete) von der *sefardischen (hauptsächlich in den orientalischen Ländern verbreitete) Aussprache; letztere hat sich im Neuhebräischen (Iwrit) durchgesetzt. Die meisten wissenschaftlichen, literarischen und publizistischen Veröffentlichungen werden indes weiterhin unpunktiert gedruckt und von Hebräischsprechenden, auch von Kindern, fließend gelesen und verstanden.
Eine Fülle mystischer Erklärungen und Auslegungen umweben die hebräischen, als heilig betrachteten Buchstaben, denn die *Tora
, die schriftliche Lehre, wurde in hebräischen Buchstaben niedergelegt. Die Buchstaben haben nicht nur die Funktion Worte, also sinngebende Inhalte zusammenzustellen, sondern jedem einzelnen Buchstaben werden auch ethisch-erzieherische Werte zugesprochen. Außerdem hat jeder Buchstabe des A. einen bestimmten *Zahlenwert.

Allerheiligstes
(Hebr. „Kodesch haKodaschim")
Der westlich liegende, innerste und heiligste Raum des *Tempels bzw. des *Stiftszeltes. Es handelte sich um einen würfelförmigen Raum (im Stiftszelt 10, im Tempel 30 Kubikellen). In ihm wurde ursprünglich die Bundeslade mit den *Bundestafeln verwahrt. Im zweiten Tempel, nach Verlust der Bundestafeln, stand das A. leer. Das A. durfte nur einmal im Jahr, am *Jom Kippur, vom *Hohepriester betreten werden.

Amalek
Enkel Esaus und somit ein Großneffe Jakobs (Gen. 36,12). A., Sohn des Elifas, hat nach jüdischer Tradition Esaus Haß auf Jakob (Gen. 27,41) nicht nur ererbt, sondern so sehr verinnerlicht, daß das nach ihm benannte, nach jüdischer Überlieferung aus ihm hervorgegangene Volk den Judenhaß zu seinem Lebensprinzip gemacht hat.
Als Israel aus Ägypten zieht, ist A. das erste Volk, daß ihn, unprovoziert, angreift (Ex. 17,8-13). A. geht besonders gegen Schwache und Wehrlose vor (Dt. 25,17-18). Auch in der weiteren Geschichte Israels spielt A. die Rolle des unversöhnlichen Feindes. An Israel ergeht daher Gottes Befehl, das "Andenken Amaleks” auszulöschen, sobald " der Ewige dein Gott dir Ruhe schafft von all deinen Feinden ringsherum” (Dt. 25,19; vgl. Ex. 17,14-16 und 1. Samuel 15,3). Die Tatsache, daß der erste israelische König Saul diesem Befehl nicht vollständig nachkam, sollte diesen die Königskrone kosten (1. Samuel, Kap. 15,16-29). Die letzte von der Bibel berichtete Begegnung Israels mit A. findet im Buch Esther statt, dessen Handlung dem fünften vorchristlichen Jahrhundert zugeschrieben wird. Der königliche Minister Haman, der den persischen König dazu veranlaßt, ein Vernichtungsdekret gegen die in seinem Reiche ansässigen Juden zu erlassen, wird dort als ein Nachkomme des von König Saul seinerzeit geschonten Amalekiterkönigs Agag vorgestellt. Das seitdem in Erinnerung an die Vereitlung des offiziell angesetzten Judenpogroms und die Bestrafung Hamans und seiner Gefolgschaft gefeierte Purimfest (Esther 9,26-31) gilt daher auch als Feier des Sieges über A.
Obwohl nach der Halacha (das jüdische Religionsgesetz) Amalekiter - im Gegensatz zu Angehörigen anderer Völker - nicht ins Judentum aufgenommen werden durften, berichten uns sowohl die Bibel (2. Samuel 1,13) als auch der *Talmud
 von der Existenz von *Proselyten amalekitischer Abstammung. Im Talmud (Gittin 57b) heißt es gar anerkennend: "Die Kindeskinder des Haman studierten Tora in Bene Brak"(eine Stadt in Israel).
Es bleibt zu erwähnen, daß es seit der Völkervermischung unter Sanherib (7. Jh. v.) ein Volk Amalek nicht mehr gibt, das Gebot es auszulöschen somit gegenstandslos wird. Das von A. verkörperte Prinzip des tiefen Judenhasses lebt indes weiter und flackert mal hier, mal dort in verschiedener Gestalt immer wieder auf. Daran erinnert uns ein anderes Gebot: "Gedenke, was dir Amalek angetan hat" Vergiß nicht! (Dt. 25,17-19). Diesem Gebot wird durch eine alljährlich besonders dazu angesetzte *Toralesung
 dieser Schriftstelle Rechnung getragen.

Amoräer

(aram., wörtl. etwa "Sprecher")
Die Weisen des *Talmud nach Abschluß der *Mischna-Redaktion. Etwa in den Jahren 200-500 n.

aschkenasisch
Die Weltjudenheit teilt sich heute hauptsächlich in aschkenasiche und sefardische Juden. "Aschkenas" ist seit der talmudischen Zeit die hebräische Bezeichnung für Deutschland. Die aschkenasischen Juden stammen aus Mittel- und Osteuropa. Das aschkenasische Judentum stellt weltweit über drei Viertel, in Israel etwa die Hälfte der jüdischen Gesamtbevölkerung.

2  | Vorwärts
Fäkultat für Jüdische Studien הפקולטה למדעי היהדות Bar Ilan Universität, Ramat Gan, Israel אוניברסיטת בר אילן